von Beate Reinecker
Die Autorin betrachtet die heutige Gesellschaft aus dem Blickwinkel der Ethik und hat dabei den Einzelnen im Fokus. Sie deckt den Zusammenhang zwischen dem entfremdeten Individuum und dem Abbau demokratischer Werte auf. Sie sieht mit Sorge, wie der Konsum Scheinwelten erschafft, in denen sich allzu viele Menschen begeben und verirren, Gefahr laufen, ihre Selbstbestimmung aufzugeben und zum inhaltsleeren Mitläufer zu mutieren, der zusehend die Werthaltigkeit demokratischer Errungenschaften aus dem Bewusstsein verliert. Mit scharfen Worten kritisiert die Autorin nicht nur den Entfremdeten, sondern auch die destruktiven Menschen, die in zunehmender Zahl den Charakter unserer technisierten Zivilisation prägen. Über den Weg unterschiedlichster Perspektiven auf das Zusammenwirken von Verantwortlichen und Fremdbestimmten entfaltet die Philosophin die unendlich scheinende Komplexität, in der sich der Einzelne nicht mehr zurecht findet und sich von seinem Ich entfernt und somit sein individuelles Lebensglück aufs Spiel setzt. Die Autorin macht aber auch Mut. Wer ihren Analysen und Beschreibungen folgt, kann zu sich zurückfinden und aktiv demokratische Werte erhalten wollen. Es ist ein Bewusstwerdungsprozess, der die gesellschaftliche Dimension individuellen Verhaltens entblößt und das unreflektierte Mitläufertum an den Pranger stellt. Jeder Einzelne ist für sich und damit gleichermaßen für den Fortbestand demokratischer Werte verantwortlich.